Bei dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln und zweier
Nachbarhäuser sind möglicherweise bis zu neun Menschen verschüttet worden.
Darauf deuteten nach Angaben der Feuerwehr Hinweise von Augenzeugen hin.
Das Unglück steht nach ersten Erkenntnissen offenbar in Zusammenhang mit
dem U-Bahn-Bau in der Kölner Südstadt.Bild vergrößernDie Rettungskräfte
vermuteten, dass sich sowohl die meisten Bewohner der beiden angrenzenden
Wohnhäuser als auch die Mitarbeiter des Archivs in Sicherheit hätten
bringen können, sagte ein Stadtsprecher. Dasselbe gelte für Arbeiter, die
unmittelbar vor dem Einsturzort an der Kölner Severinsstraße an einer
U-Bahn-Baustelle Auskleidearbeiten ausgeführt hätten. Auch zwei auf dem
Archivgebäude mit Dacharbeiten beschäftigte Handwerker hätten das Haus vor
dem Einsturz rechtzeitig verlassen. Archivmitarbeiter hätten kurz zuvor
Geräusche gehört und daraufhin die Anwesenden warnen können.Ein Augenzeuge
will in einem der Nachbarhäuser zum Zeitpunkt des Einsturzes ein Ehepaar im
Fenster gesehen haben. In einer in dem Haus befindlichen Spielhalle oder
davor könnten sich noch insgesamt sieben Mitarbeiter und Besucher
aufgehalten haben. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers schlugen
Rettungshunde an der Unglücksstelle an.Im Zuge der Bauarbeiten für die
U-Bahn sei nahe der Unglücksstelle ein großer Kellerraum errichtet worden,
teilten Feuerwehr und Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) mit. In diesem
unterirdischem Raum habe offenbar "irgendetwas nachgegeben", sagte
Feuerwehrchef Stefan Neuhoff. Dadurch sei das Erdreich unter dem
Stadtarchiv gleichsam weggesackt.Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers
sollte am Abend damit begonnen werden, einen Teil der U-Bahn-Baustelle mit
Beton zu verfüllen. Die Zerstörungen durch das eingestürzte Haus auf der
Straße seien so groß, dass vor Beginn möglicher Bergungsarbeiten der Boden
stabilisiert werden müsse. Parallel dazu versuchten die Rettungskräfte,
über ein Schulgelände an die Rückseite der Unglücksstelle zu gelangen.Der
langjährige Abteilungsleiter des Archivs, Eberhard Illner, erhob schwere
Vorwürfe gegen die Behörden. Der Einsturz sei eine vorhersehbare
Katastrophe gewesen, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Zuletzt habe es
in der vergangenen Woche Hinweise auf erhebliche Senkungsrisse gegeben,
deren Eingang ihm die Stadt Köln offiziell bestätigt habe. Nach Angaben von
Gutachtern dürften früher festgestellte Risse am Gebäude nicht für das
Unglück verantwortlich sein. Die im Zuge des U-Bahn-Baus entstandenen Risse
seien mit Blick auf die Statik unbedenklich gewesen, hieß es.Das Volumen
des Schadens sei erheblich größer als beim Brand der Anna-Amalia-Bibliothek
in Weimar, sagte Illner. In dem Archiv lagerten unter anderem auch die
Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten wie des Komponisten Jacques
Offenbach oder des Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll.
Tuesday, March 3, 2009
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